Futsal-Streit eskaliert

2. Stadtmeisterschaft findet statt – Fußballkreis dementiert Einflussnahme des Verbandes

Bad Oeynhausen(WB).Eigentlich ist alles gut: Die 2. Oeynhausener Futsal-Stadtmeisterschaft kann am Samstag, 3. Januar, wie geplant über die Bühne gehen. Der Fußball-Kreis Minden hat die Ausrichtung genehmigt. Der Streit zwischen dem Kreisvorstand und dem veranstaltenden Stadtsportverband Bad Oeynhausen geht dennoch in die nächste Runde.

 

In einer E-Mail teilte der SSV-Vorsitzende Hans Milberg jetzt mit, der Mindener Kreisfußball-Ausschuss habe kurz vor Weihnachten »auf Druck des westfälischen Fußball-Verbandes« grünes Licht für die Austragung gegeben. Die Weichen seien in der Sportschule Kaiserau auf der Ständigen Konferenz mit Vertretern aller westfälischen Fußballkreise gestellt worden.

Dieser Darstellung widerspricht nun der Kreisvorsitzende Thomas Schickentanz vehement: »Der Verband hat keinerlei Druck ausgeübt. Diese Aussagen entbehren jeglicher Grundlage«, sagte ein verärgerter Schickentanz, den das WESTFALEN-BLATT gestern am letzten Tag seines Mallorca-Urlaubs erreichte. Der Fußball-Funktionär ausBückeburg, der als Schiedsrichter für den FC Bad Oeynhausen im Einsatz ist, kündigte prompt eine Gegendarstellung an.

Um das Futsal-Turnier war schon vor Wochen ein Streit zwischen Stadtsportverband und Kreisvorstand entbrannt. Hintergrund: Weil der diesjährige Ausrichter FC Assyrian sein Schiedsrichter-Soll nicht erfüllt, war der Verein eigentlich nicht berechtigt, Veranstaltungen durchzuführen. Für die Futsal-Stadtmeisterschaften der Männer und Frauen musste sich der FCA erst mit 500 Euro »freikaufen«. Milberg warf dem Fußballkreis im Zuge des Streits um die Austragung vor, ein Futsal-Gegner zu sein. »Außerdem hat Assyrian zu spät die Schiedsrichter angefordert. Viel Bürokratie also hinsichtlich einer Turnierausrichtung mit anschließender Genehmigung«, findet Milberg.

Nur auf Druck des westfälischen Fußballverbandes und seines Präsidenten Hermann Korfmacher, auch Chef des Westdeutschen Fußball-Verbandes (WFLV), habe der Fußballkreis schließlich nachgegeben und vor Weihnachten die Turniergenehmigung erteilt.

Das, entgegnet Schickentanz, sei Quatsch. »Ich war auf der Ständigen Konferenz am 20. Dezember anwesend und habe ganz klar darauf verwiesen, dass wir uns nicht in unsere Belange hineinreden lassen. Es handelt sich bei dem Turnier um Kreis-Hoheit«, so der Funktionär, der sich über das Vorgehen von Milberg ärgert. »Er hat unheimlich viele Sympathien bei mir gehabt«, sagt Schickentanz über den Erfinder des mittlerweile eingestampften Oeynhausener Pressepokalturniers. Doch der Futsal-Zwist hat die Funktionäre offenbar entzweit. »Die Art und Weise, wie hier kommuniziert wird, ist genau das, was wir nicht wollen«, ärgert sich Thomas Schickentanz darüber, dass man nicht mit ihm persönlich spricht.

Inzwischen hat FLVW-Präsident Hermann Korfmacher angekündigt, das Futsal-Turnier am Samstag ebenfalls zu besuchen. »Sogar in Frankfurt/Main beim Deutschen Fußball-Bund waren die Oeynhausener Stadtmeisterschaften vor gut zwei Wochen ein Thema«, berichtet Milberg. Auch bei Schickentanz steht ein Turnier-Besuch weiter fest auf dem Terminplan. Dort dürfte es hinter den Kulissen einiges zu besprechen geben.

Schickentanz verweist zudem auf weitere Probleme für den FC Assyrian. Da es im Fußballkreis nur einen ausgebildeten Futsal-Schiedsrichter gebe, musste der Verein Fachkräfte aus dem Verband anheuern, die aufgrund der längeren Anfahrtswege mehr kosten. Dies könnte die Ausrichtung endgültig zu einem Zuschuss-Geschäft für den Verein machen. Der Kreisvorsitzende sieht den Verein schlecht beraten. »Wir haben den FC Assyrian noch unterstützt und den Kontakt zum Verband hergestellt.« Dass man nun erneut angegangen werde, ist Schickentanz unbegreiflich: »Unser Ausschuss-Vorsitzender Ralf Schlingmann kocht.«

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Kommentar von Alexander Grohmann:

Eine Besonderheit beim Futsal ist, dass körperlos gespielt wird. Grätschen ist verboten. Vor dem Anpfiff der 2. Stadtmeisterschaften liefern sich dafür der Stadtsportverbands-Vorsitzende Hans Milberg und der Mindener Kreisvorsitzende Thomas Schickentanz einen erbitterten Zweikampf – verbaler Natur. Erst warf Milberg dem Kreisvorsitzenden vor, Turnier-Ausrichter FC Assyrian Steine in den Weg zu legen. Nun ärgerte er Schickentanz, indem er mitteilte, der Kreis habe erst auf Druck des Fußballverbandes die Genehmigung für die Veranstaltung erteilt. Schickentanz‘ Verärgerung über den anhaltenden Konfrotationskurs von Milberg ist verständlich.

Der SSV-Vorsitzende muss aufpassen, sich nicht zu verrennen. Er sollte mehr diplomatisches Gespür haben. Schließlich spricht er im Namen der Oeynhausener Vereine, die womöglich seine Meinung gar nicht teilen. Verlierer könnte am Ende der FC Assyrian sein, wenn er die Zeche zahlen muss.