Visionen und Träume

[caption id="attachment_819" align="alignleft" width="201"]Foto: Jürgen Krüger Im Gespräch: Der Stadtsportverbandsvorsitzende, Hans Milberg[/caption]

INTERVIEW: SSV-Vorsitzender Hans Milberg nennt Aufgaben für die Zukunft

Bad Oeynhausen (nw). Der Stadtsportverband Bad Oeynhausen besteht nach seiner Neugründung im vergangenen Jahr mehr als 15 Monate. Viele politische Vertreter und Teile der städtischen Verwaltung haben sich seinerzeit für eine Neubelebung des SSV ausgesprochen. Bad Oeynhausen brauche nach 18 Jahren wieder einen Stadtsportverband, der als Vermittler, Berater und Konfliktlöser zwischen der Politik und der Verwaltung einerseits und den über 60 heimischen Sportvereinen andererseits fungieren solle, hieß es damals.

Die Neue Westfälische Zeitung wollte vom Vorsitzenden Hans Milberg wissen, wie aus seiner Sicht die ersten 15 Monate verlaufen sind. Wurde seitens des SSV mehr erwartet, was ist noch zu erwarten und wie sieht die sportliche Zukunft in Bad Oeynhausen aus. NW-Sportredakteur Egon Bieber sprach mit dem SSV-Vorsitzenden Hans Milberg.

Über ein Jahr ist vergangen, es hat sich viel getan im sportlichen Bereich. Wichtige Themen wie Kunstrasen-Projekt, Stimmrecht im Sportausschuss oder Mitsprache bei der Sportlerehrung sind nur einige von vielen Dingen. Kann man mit dem derzeit Erreichten zufrieden sein?

HANS MILBERG: Erst einmal muss festgestellt werden, dass man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben darf. Ambitioniert darf man sein, aber nicht immer euphorisch. Sachlichkeit ist eher angesagt. Einige politische Kräfte, die damals den SSV gefordert haben, stehen bis heute noch nicht unbedingt zu 100 Prozent dahinter.

Wie ist das zu verstehen?

MILBERG: Es gibt Vereinsvertreter, die gleichzeitig im Sportausschuss sitzen, aber ihren Verein noch nicht zum Eintritt in den SSV bewegen konnten. Diese Haltung darf nicht sein, sie ist für die Sache kontraproduktiv.

Können Sie Namen nennen?

MILBERG: Namen spielen hier keine Rolle. Die betreffenden Personen wissen schon, was und wie ich es meine.

Derzeit sind es 26 Vereine, die sich dem Stadtsportverband angeschlossen haben. Warum sind es noch nicht mehr?

MILBERG: Nun, der SSV ist wie in jeder Stadt als eine Art Interessenvertretung anzusehen, der, wenn man so will, auch eine Art Lobbyismus betreiben muss. Ziel ist eigentlich, dass der SSV mit allen Vereinen und für alle Vereine in einer Stadt mit einer Stimme spricht. Nur so sind angestrebte Ziele auch eher durchsetzbar. Wir lassen daher nichts unversucht, weitere Vereine in unseren Verband aufzunehmen. Zugegeben, manchmal sind zähe Verhandlungen und sehr viel Überzeugungsarbeit erforderlich.

Viele Jahre wurde das Thema Kunstrasen in der Stadt Bad Oeynhausen eher zurückhaltend diskutiert, nun gibt es in absehbarerer Zeit gleich zwei. Hat bei diesem Thema der SSV entscheidend mitgewirkt?

MILBERG: Der Kunstrasenplatz in Werste ist zum Teil mit privaten Mitteln erreichtet worden (Die gesamte Sportanlage mit neuem Vereinsheim wird am kommenden Samstag offiziell eingeweiht, Anmerkung der Redaktion). Er wird teils kritisch, andererseits aber auch überaus löblich betrachtet. Beim Kunstrasen-Projekt im Stadion war der SSV nur marginal Antreiber, auch wenn unsere Ideen zu diesem Thema anders aussahen. Schließlich ist es doch völlig egal, ob die Politik oder der SSV als Interessenvertretung Antreiber war, Hauptsache ist doch, dass Bewegung in ein Thema kommt und zügig und zeitgemäß zum Abschluss gebracht wird.

Wird man da nicht manchmal auch ungeduldig, wenn die Mühlen der Verwaltung und Politik manchmal langsam mahlen?

MILBERG: Ich bin es eigentlich gewohnt, pragmatisch und ergebnisorientiert zu arbeiten. Ungeduld ist da überhaupt nicht angebracht. Lautstark und mit Gewalt etwas durchzusetzen, passen einfach nicht zusammen.

Der SSV hat sich noch weitere ehrgeizige Themen auf die Fahnen geheftet. Sitz und Stimme im Sportausschuss, Abschaffung der Sportstätten-Nutzungsgebühren oder die Überarbeitung der Sportförderungsrichtlinien sind nur einige von vielen Themen.

MILBERG: In der Tat sind es nur einige Punkte. Wir würden noch gerne den Pakt für den Sport als sport-politischen Leitfaden zum Abschluss bringen, demnächst mit der Überplanung der Sportanlagen im Siel beginnen – und ein zentraler Punkt wird sicherlich die Überprüfung der heimischen Sportanlagen wie Sportplätze oder Hallen sein. Und schließlich würden wir gerne noch ein eigenes Büro einrichten. Bei allem Tempo besteht unser Verband aus ehrenamtlichen Menschen und wenn ich im Rückblick betrachte, dass ich als Vorsitzender von Oktober 2013 bis Februar 2014 insgesamt etwa 1.100 elektronische Nachrichten bearbeitet habe, womit auch Zeit verbunden ist, da muss man auch schon mal auf die Bremse treten, was in gleichem Maße auch für meine Vorstandskollegen gilt. Und hier muss ich gleich einhaken. Ohne eine Vorstandsmannschaft wie wir sie haben wären solche Aufgaben überhaupt nicht machbar.

Wie sich das anhört, nimmt der Stadtsportverband der städtischen Verwaltung somit auch einen Teil der anfallenden Arbeit ab?

MILBERG: Sicherlich nicht direkt, aber indirekt schon. Deshalb kann ich auch einige Kritiker nicht verstehen, die den SSV nur als reinen Privatverein ansehen. Wir betrachten uns in allen Punkten als einen Dienstleister und zuverlässigen Ansprechpartner. Immerhin vertreten wir zum heutigen Zeitpunkt rund 56 Prozent die Interessen aller Sportvereinsmitglieder, was immerhin 21 Prozent der Einwohner von Bad Oeynhausen sind.

Nach den Sommerferien beginnt im Rathaus wieder die politische Arbeit. Im Sportausschuss wird es beispielsweise ein paar neue Gesichter geben. Was erhoffen Sie sich von der künftigen sport-politischen Vertretung?

MILBERG: Sicherlich werden auch in Zukunft wieder einige dicke Nüsse zu knacken sein. Aber da setze ich zum einen auf die sportliche und sachliche Vernunft aller politischen Parteien und auf den neuen Ausschuss-Vorsitzenden (Oliver Thamm, Anmerkung der Redaktion), auf den ich große Hoffnungen setze. Zumal er einer ist, der sportliche Dinge richtig und vernünftig einzuschätzen weiß. Ich weiß aber auch, dass der Fachausschuss Sport nicht nur mit sportlich denkenden und handelnden Personen besetzt ist. Diese Personen müssen wir alle von der Richtigkeit
und Wichtigkeit überzeugen. Nur wenn wir alle gemeinsam von der Notwendigkeit überzeugt sind, etwas durchzusetzen, gewinnt der Sport in Bad Oeynhausen weiter an Akzeptanz und bei den Vereinen an Vertrauen.

Als Vorsitzender einer großen städtischen Personenvereinigung dürfen Sie sicherlich auch noch sportliche Visionen haben?

MILBERG: In der Tat darf man auch ein wenig visionieren oder träumen. Nämlich von einer Veranstaltungshalle, wie wir sie in Minden und Lübbecke haben, in der auch große Sportereignisse wie zum Beispiel Handball-Länderspiele, internationale Badminton- oder Tischtennis-Meisterschaften, Hallen-Reitturniere und so weiter ausgetragen werden können. Und von der Errichtung eines vorzeigbaren Stadions, in dem wir auch mal wieder Bundesliga-Fussball anbieten können.

© 2014 Neue Westfälische12 – Bad Oeynhausen, Donnerstag 14. August 2014