Positives wie Negatives

FUTSAL: Spey und Clemens starten Umfrage / Schickentanz bleibt skeptisch

VON EGON BIEBER

Bad Oeynhausen. Futsal, was ist das denn? Diese Frage stellten sich viele Zeitgenossen, als sie in der Neuen Westfälischen im vergangenen Jahr die Ankündigung zum Futsal-Turnier gelesen haben mit einem kleineren Ball, der bei nur 0,4 bis 0,6 Bar Druck ein reduziertes Sprungverhalten aufweist. Bei der 1. Bad Oeynhausener Stadtmeisterschaft im Futsal (es ist auch gleichzeitig die erste in Deutschland) am Samstag wurden den etwa 400 Zuschauern inklusive Spielern und Trainern viele Fragen beantwortet, bei einigen Regeln herrschte auch nach Turnierende noch Diskussionsbedarf.

Fakt ist aber, das mit dieser vom neu gegründeten Stadtsportverband und Westfälischen Fußball- und Leichtathletik-Verband initiierten Veranstaltung die Sportlandschaft in der Kurstadt erweitert wurde. Ob sie bereichert wird und sich Futsal in Bad Oeynhausen letztlich durchsetzt, bleibt die große Unbekannte. Futsal ist die vom Weltfußball-Verband FIFA offiziell anerkannte Variante des Hallenfußballs und der Name leitet sich vom portugiesischen Ausdruck futebol de salão oder dem spanischen fútbol sala ab. Futsal ist also auch Hallenfußball, aber in seiner Variante, die in Südamerika und vielen Ostblock-Staaten gespielt wird und Volkssport ist, ganz speziell und nicht mit der uns bekannten Hallenfußball-Variante mit dem größeren Ball (1,4 bis 1,8 Bar Druck) zu vergleichen. Für Futsal bedarf es ausschließlich Spieler auf technisch hohem Niveau – und davon gab es von denen beim Turnier am Samstag auflaufenden „normalen“ Fußballern zu wenig. Deshalb wurde zum Teil auch auf Teufel komm raus gegrätscht wie beim „normalen Hallenfußball“, obwohl Futsal fast körperlos gespielt wird. Die Futsal-Schiedsrichter achteten nicht so streng auf das Regelwerk und ließen vieles laufen, sonst hätte es in vielen Spielen Stillstand gegeben.

Aber es gab auch ein paar Spiele, die sehenswert waren. Und es gab bei Spielern und Trainern durchaus auch positive Resonanz, was einige Regeln betrifft. Friedhelm Spey aus Hüllhorst, Landesliga-Staffelleiter und Mitglied im Spielausschuss des FLVW, sowie Futsal-Befürworter Uli Clemens aus Unna (Freizeit- und Breitensport-Beauftragter beim FLVW) führten eine Umfrage in der Sporthalle bei Spielern, Trainern und Zuschauern durch, um auszuloten, wie Futsal ankommt. „Erst einmal war ich begeistert, wie viele Zuschauer gekommen sind. Da war bestimmt auch Neugierde bei“, sagt Spey. „Sehr gut angekommen sind die Vier-Sekunden-Regel beim Ballkontakt, nur ein Ballkontakt vom Torwart, der direkte Freistoß und die zwei Minuten effektive Spielzeit zum Schluss. Die Zukunft im Futsal sehe ich bei der Jugend. Dann könnte sich Futsal auch bei uns in der Region etablieren.“

Der Mindener Fußballkreis-Vorsitzende Thomas Schickentanz war im Vorfeld dieser Veranstaltung skeptisch und bleibt es auch danach. „Futsal ist für uns Neuland und deshalb war es interessant zu sehen, wie es umgesetzt wird. Grundsätzlich sind meine Bedenken bestätigt worden“, sagt Thomas Schickentanz. „Futsal ist eine spezielle Sportart und auf die muss man sich als Spieler vorbereiten, speziell dafür trainieren. Der Ball hat eine andere Flugbahn und die Laufwege sind anders. In weiten Teilen des Teilnehmerfeldes war zu sehen, dass die Spieler, die von dem uns bekannten Fußball kommen, es nicht können. Positiv anzumerken ist, dass das Futsal-Turnier fairer abgelaufen ist als die herkömmlichen Hallenfußball-Turniere – obwohl noch reichlich gegrätscht wurde, was im Futsal unüblich ist. Um den Futsal voranzubringen, müsste den Vereinen zusätzlich Hallenkapazitäten eingeräumt werden, um speziell für diese spezielle Sportart trainieren zu können. Da sehe ich aber schwarz, und deshalb dürfte Futsal in unserer Region zum Scheitern verurteilt sein.“

Andreas Kannenberg, Geschäftsführer bei der SV Eidinghausen-Werste, brachte es auf den Punkt: „Wenn du ewig Automatik gefahren bist, dann kannst du nicht problemlos auf ein Auto mit Schaltung umsteigen! Für Futsal muss man speziell trainieren. Eine Meisterschaft macht deshalb keinen Sinn, weil uns der traditionelle Fußball ein ganzes Jahr lang begleitet und dann sollen die Spieler von jetzt auf gleich bei einer Futsal-Meisterschaft mit den anderen Regeln und den fußballerisch viel höheren Anforderungen klarkommen. Das funktioniert nicht.“ Martin Schlüter, mal jahrelang SVEW-Vorsitzender, charakterisierte die Veranstaltung mit folgenden Worten: „Futsal ist Fußball mit einem platten Ball!“

© 2014 Neue Westfälische 12 – Bad Oeynhausen, Dienstag 07. Januar 2014

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