Fußball: Nationalmannschaft der Blinden- und Sehbehinderten aus Marokko spielt am 23. und 24. Juli auf der Rehmer Insel gegen die Deutsche Nationalmannschaft. BSG und SSV sind Ausrichter
Bad Oeynhausen. Ein Länderspiel in Bad Oeynhausen, genauer lokalisiert auf dem Sportplatz der Rehmer Insel, gehört im nächsten Monat zu den sportlichen Höhepunkten in der Badestadt. Am 23. und 24. Juli bestreitet die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Blinden- und Sehbehinderten zwei Länderspiele gegen die Auswahl aus Marokko, den amtierenden Afrika-Meister. So etwas war eigentlich undenkbar in dieser Region. Eigentlich.
Machbar gemacht haben dieses sportliche Großereignis der Stadtsportverbands-Vorsitzende Hans Milberg in Zusammenarbeit mit der BSG (Bewegung, Sport, Gesundheit) Bad Oeynhausen. Als Partner gewonnen wurde Rot-Weiß Rehme, die den Rasenplatz auf der Rehmer Insel zur Verfügung stellen. Es sind übrigens die ersten Fußball-Länderspiele der deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Fußballer in Nordrhein-Westfalen. Bisher wurden diese fast alle in der Universitätsstadt Göttingen ausgetragen, dem bundesdeutschen Leistungszentrum der Blinden-Fußballer. Für das Team aus Marokko sind es weitere Tests auf dem Weg zu den Paralympics in Rio de Janeiro. Die Deutsche Nationalmannschaft hat die Teilnahme knapp verpasst.
„In Ostwestfalen gibt es noch keinerlei Erfahrung mit Länderspielen dieser Art. Macht aber nichts. Ich bin bekannt dafür, mal verrückte Sachen zu machen. Das war mit Futsal so und nun versuchen wir, den Blindenfußball einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen“, sagte Hans Milberg bei einer Pressekonferenz. „Ich bin überrascht, dass es Blindenfußball überhaupt als Wettkampfsport gibt. Warum sollen Blinde beziehungsweise Sehbehinderte nicht das gleiche machen wie Sehende. Das passt auch gut zum Thema Inklusion“, sagte Bürgermeister Achim Wilmsmeier. Blindenfußball sei in den 1980er Jahren in Brasilien aufgekommen, erklärte Rolf Husmann, Team-Manager der Deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft. In 2006 sei es dann im Zuge der WM auch nach Deutschland gekommen. In Europa bestimmten in den vergangenen Jahren die Nationalteams von England und Spanien das Geschehen, die Deutschen holen auf. Die Nationalmannschaft möchte in 2017 bei der Europameisterschaft in Berlin die Qualifikation für die WM schaffen. Rolf Husmann hatte bis 2011 Blindenfußball gar nicht auf dem Schirm und wurde dann erstmals neugierig darauf, als er einen Film bei der Berlinale gesehen hatte. Dann hat es ihn gepackt, war er begeistert davon. „Meine Intention war und ist, das Phänomen Blindenfußball in Deutschland den Leuten näher zu bringen. Ich habe Respekt und Hochachtung davor, was diese Sportler leisten. Aber Blindenfußball ist härter und verletzungsanfälliger als der normale Fußball. Unsere Nationalspieler sind reine Amateur, die nur die Reisekosten ersetzt bekommen. Auf der Welt gibt es allerdings sechs, sieben Länder, unter anderem die Türkei, deren Spieler Profi sind“, klärte Husmann auf.
Ein Spielfeld beim Blindenfußball ist 20 mal 40 Meter groß und auf jeder Seite stehen sich vier blinde beziehungsweise sehbehinderte Fußballer gegenüber. Alle müssen Masken tragen. Im Tor stehen sehende Torwarte. Inklusive Torhüter gibt es noch zwei Sehende, die mit Geräuschen auf sich aufmerksam machen: Der Trainer an der Mittellinie und ein Teammitglied hinter dem Tor, das sich mit Geräuschen bemerkbar macht, damit der oder die Spieler die Richtung und Distanz zum Tor abschätzen können. In den Ball sind rasselnde Metallplättchen integriert, so dass die Fußballer das Spielgerät jederzeit und überall orten können. Es fallen allerdings zu wenig Tore. Beschlossen wurde bereits, dass ab dem 1. Januar 2017 auf Hockey-Tore gespielt wird – und dann sollte es doch öfter „klingeln“ im Netz. Schließlich sind Tore das „Salz in der Suppe“ – auch beim Blindenfußball. „Ich kann nur den Hut davor ziehen, was diese Fußballer leisten. Da sind enorme mentale und physische Anstrengungen vonnöten“, sagte Holger Diekmann von der BSG Bad Oeynhausen, der mit über 2.000 Mitgliedern einer der größten Klubs in diesem Bereich in Deutschland ist. „Wir haben uns gesucht und gefunden. Einen besseren Partner als die BSG für diese Veranstaltung hätten wir gar nicht finden können“, sagte Milberg. Weitere Berichte folgen.
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12 – Bad Oeynhausen, Samstag 25. Juni 2016 |