Strategie-Papier mit Titel Agenda 2017

INTERVIEW: SSV plant weitere Aktionen / Am 13.8. Sport-Talk mit Bürgermeister-Kandidaten

Bad Oeynhausen. Seitdem der Stadtsportverband (SSV) Bad Oeynhausen vor mehr als zwei Jahren neu gegründet worden ist, weht ein neuer, frischer Wind durch die heimische Sport-Landschaft. „Viele Dinge sind inzwischen auf den Weg gebracht worden wie Mitspracherecht im Sportausschuss, Einbindung bei der Sportlerehrung, Forcierung beim Bau eines Kunstrasenspielfeldes, Rücknahme der Sportstättengebühr sowie Mitarbeit bei der Fortschreibung am Sportstätten-Entwicklungsplan und vieles andere mehr“, sagt der SSV-Vorsitzende Hans Milberg.

Und vor einigen Monaten wurde mit dem „Pakt für den Sport“ der sportliche Leitfaden für Bad Oeynhausen verabschiedet. Und nachdem der Vorstand im Juni von seinen Vereinen erneut das Vertrauen ausgesprochen bekam, sind bereits neue Aktivitäten, Aktionen und Veranstaltungen des SSV geplant. Die nächste Veranstaltung steht schon vor der Tür, denn wenn es am Donnerstag, 13. August, zum zweiten Mal heißt „Sport trifft…“, dann dürfte das Interesse um und an dem Sport sicherlich wieder groß sein.

[caption id="attachment_1414" align="alignleft" width="150"]HM 22-7-15 Foto: Jürgen Krüger[/caption]

Wie schon zum Auftakt im letzten Herbst werden wieder Politiker die Gäste sein. Diesmal nicht die sportlichen Sprecher der im Rat vertretenen Fraktionen, sondern die vier Kandidaten, die sich am 13. September um das Bürgermeisteramt bewerben: Achim Wilmsmeier, Kurt Nagel, Stefan Ott und Klaus Mueller-Zahlmann werden Rede und Antwort stehen. Die Neue Westfälische wollte vom SSV-Vorsitzenden Hans Milberg wissen, was die am Sport interessierten Menschen, die verantwortlichen Vereinsvertreter und die Bürger dieser Stadt von dieser Veranstaltung erwarten dürfen. NW-Sportredakteur Egon Bieber sprach mit dem wiedergewählten Vorsitzenden des Stadtsportverbandes.

Erstmals wird sich auch der heimische Sport in den kommunalen Wahlkampf einmischen, wenn am 13. September ein neuer Bürgermeister gewählt wird. Wie will der SSV den Kandidaten auf den Zahn fühlen?

Hans Milberg: Einmischen will ich so nicht stehen lassen. Vielmehr haben die rund 20.000 Sportler/innen und unsere 53 Sportvereine ein Anrecht zu wissen, was sie zukünftig vom zukünftigen Bürgermeister erwarten dürfen. Darum gehen wir mit diesem Sportpolitischen Talk an die Öffentlichkeit. Es ist übrigens der Auftakt zu einer Reihe von Informationsveranstaltungen mit den Bürgermeister-Kandidaten.

Welchen Stellenwert nimmt der Sport in unserer Stadt ein? wird garantiert eine Frage an die Kandidaten lauten. Was muss sich eventuell ändern und was besser werden?

Milberg: Früher wurde der Stadtsportverband als ein zahnloser Papiertiger angesehen. Da war der Stadtsportverband für viele lange Zeit eine Art „Unbekanntes Wesen“. Heute sieht es völlig anders aus. Von allen Seiten wird uns Respekt entgegen gebracht, zumal wir auch zu einer Institution gewachsen sind. Als Stadtsportverband haben wir in den ersten zwei Jahren viel mehr erreicht als andere von uns erwartet haben, aber wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen. Sportliche Aufgaben und Herausforderungen wird es auch in den kommenden Jahren geben, denen wir uns als Stadtsportverband ebenso stellen müssen wie unsere Verwaltung und unsere Politik. Für uns ist das 1:0 weniger wichtig als die Probleme und Fragen, mit denen sich unsere Vereine beschäftigen. Schließlich setzen wir uns auch für die Belange der Vereine ein, die bei uns die Mitgliedschaft noch nicht beantragt haben.

Wir haben zum Ende des vergangenen Jahres einen zweiten Kunstrasenplatz in Bad Oeynhausen bekommen, jeder Fußball-Klub ist ausreichend mit Sportplätzen ausgestattet, die Hallensport-Vereine werden auch gut bedient, jeder Sportler kann in Bad Oeynhausen seinen Sport ausüben. Wo gibt es noch Mängel?

Milberg: In der Tat sind die Fußball-Klubs bis auf Kleinigkeiten recht gut versorgt, aber viele Plätze wie die in den beiden Schulzentren sind inzwischen sanierungsbedürftig, da über einen längeren Zeitraum die Pflege nicht funktioniert hat. Übrigens: Ein unabhängiges Gremium hat sogar einen Überschuss an Sportplätzen errechnet.

Die Sportstättennutzungsgebühren sind inzwischen abgeschafft. Klagen werden aber noch immer laut, wenn es um die Zuteilung von Hallenzeiten geht. Was liegt da im Argen?

Milberg: Hallenzeiten sind immer ein Thema und werden besonders in der Herbst- und Winterzeit immer ein Thema bleiben, aber ich denke schon, dass wir auf diesem Gebiet gut aufgestellt sind, zumal auch der Stadtsportverband stets einen Blick auf die Vergabe von Hallenzeiten hat.

Der Stadtsportverband hat in den Sportausschuss-Sitzungen seit einiger Zeit zwar ein Mitspracherecht, aber immer noch kein Stimmrecht. Glauben Sie, dass sich diesbezüglich noch etwas ändern wird und das Ihr Verband demnächst auch die Hand erheben kann?

Milberg: Dies ist ein Punkt, der sicherlich seitens der Politik noch nachgearbeitet werden muss. Wenn ich zum Beispiel den Sport in der Stadt Herford sehe, da ist der SSV allein mit vier sachkundigen und stimmberechtigten Mitgliedern im Sportausschuss vertreten. Ferner mit einer stimmberechtigten Person im Jugendhilfeausschuss und im Integrationsrat. Davon können wir derzeit nur träumen.

Es gibt aber bestimmt noch weitere Wünsche an den kommenden Bürgermeister?

Milberg: Fragen ja, von Wünschen will ich nicht unbedingt sprechen. Es sind auch vielmehr Notwendigkeiten, die zu einer reibungslosen und noch effektiveren Zusammenarbeit mit allen Gremien führen müssen. Wir denken da weiterhin an ein Büro als eine Art Anlaufstelle für unsere fast 12.000 Mitglieder, denn noch immer werden sämtliche Arbeiten von den handelnden Personen in Heimarbeit durchgeführt. Inzwischen reichen die häuslichen Kapazitäten einer Büroausstattung nicht mehr aus. Eigentlich müssten wir direkt und unmittelbar dem Sportamt angegliedert werden, weil auch unsere Vereine die Feststellung getroffen haben, dass wir längst kein Feierabend-Verband mehr sind, sondern dem Sportamt viele Arbeiten abnehmen und weniger bürokratisch arbeiten.

Bislang mussten wir unsere Gespräche mit den verschiedensten Gremien in Gaststätten oder privaten Räumen durchführen. Das ist auf Dauer kein Zustand. Um dies aber zu ändern, treffen wir noch auf viele taube Ohren. Lobenswert ist die Entscheidung der Bad Oeynhausener CDU, die die Unterstützung der Arbeit des SSV in das kommunalpolitische Leitprogramm aufgenommen hat. Ich bin übrigens sicher, dass auch die anderen Parteien zumindest so denken oder so handeln werden.

Sie setzen also zukünftig auf mehr Entgegenkommen der Verwaltung und der Politik – und auch auf einen neuen Bürgermeister?

Milberg: Taube Ohren sind eben nicht immer gut. In der Tat sind auch hier die Politik und Verwaltung gefragt, und ob man dazu einen neuen Bürgermeister braucht, haben wir nicht zu entscheiden. In vielen Bereichen gibt es mit dem amtierenden Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann Konsens, aber längst nicht überall.

Haben Sie einen Bürgermeister-Favoriten?

Milberg: Da der Bürgermeister von den Bürgern – also auch von Sportlern – und nicht von der Politik gewählt wird, würde ich keine Prognose wagen. Außerdem steht es mir auch nicht zu, den einen oder den anderen Kandidaten zu favorisieren oder vorzuschlagen. Privat sicherlich, aber nicht öffentlich, da wir als Stadtsportverband in jeder Hinsicht Neutralität bewahren. Auf jeden Fall ist es gut, dass unsere Bürger vier Möglichkeiten haben. Sie müssen aus unserer Sicht die sportlichste Lösung finden.

Die Öffentlichkeit möchte natürlich auch vom Stadtsportverband wissen, was die noch wichtigsten Aufgaben in der nächsten Zeit sein werden. Welche sind das?

Milberg: Eine dringende Antwort erwarten unsere Wassersport-Vereine wie die DLRG, die BSG Bad Oeynhausen (Bewegung, Sport und Gesundheit) und der Schwimmverein auf das so genannte Bäderkonzept. Sie wollen natürlich eine Antwort auf viele Fragen haben, wie die Stadt zukünftig mit den Freibad im Siel, dem Hallenbad Rehme, den Schulschwimmbecken und der Bali-Therme umgeht. Ein Thema, zu dem wir noch in den kommenden Monaten die Verantwortlichen und beteiligten Vereinen zu einem Hearing einladen. Wir haben in den letzten Tagen eine Art Strategie-Papier mit dem Titel „Agenda 2017“ mit vielen Themen entwickelt, das dem heimischen Sport zugute kommen soll.

Derzeit sind 29 Vereine im Stadtsportverband eingetragen. Warum werden es nicht mehr? Können Sie die anderen Vereine von ihren Konzepten nicht überzeugen?

Milberg: In der Tat würden wir uns über weitere Zuwächse freuen. Wir arbeiten auch vehement daran. Natürlich können wir keinen Verein zwingen, dem SSV beizutreten, aber ich bin sicher, dass auch bei vielen anderen Vereinen die Einsicht – ich spreche bewusst nicht von Vernunft – siegen wird. Schließlich wissen unsere Mitgliedsvereine sehr genau, dass wir uns fast täglich für ihre Interessen einsetzen und wenn es sich überall herumgesprochen hat, dann werden wir auch weitere Zuwächse bekommen. Unsere 29 Vereine mussten wir auch nicht überreden. Sie sind aus Überzeugung, Verantwortungsbewusstsein und auch mit einer gewissen Erwartung dem SSV beigetreten und dieser Erwartung werden wir auch jederzeit gerecht, schließlich besteht unserer Verband inklusive Beirat aus 13 Vorstandsmitgliedern und da können die Aufgaben auch besser koordiniert und auch aufgeteilt werden, zumal ich mich auf eine überaus ehrgeizige Besetzung verlassen kann.

Noch einmal zurück zum 13. August mit dem sportpolitischen Talk. Erhoffen Sie sich neue Erkenntnisse und vielleicht schon eine Art Vorentscheidung zur Bürgermeisterwahl?

Milberg: So vermessen darf man nicht sein, Entscheidungen zu erwarten. Erwarten dürfen die Besucher aber sicherlich ehrliche Antworten, keine Sonntagsreden und keine Lippenbekenntnisse. Ich bin aber ganz sicher, dass diese Veranstaltung seinen öffentlichen Rahmen nicht verfehlen wird und wir auch ehrliche und aufrichtige Antworten erwarten können! Und dies von allen vier Kandidaten!

 

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12 – Bad Oeynhausen, Mittwoch 22. Juli 2015